Ali Mahlodji auf der Bühne
Persönlichkeit

Ali Mahlodji – ein Fehler im System

Flüchtling, Schulabbrecher, falscher Nachname, Manager, EU-Jugendbotschafter. „Wenn du dir in der heutigen Welt meinen Lebenslauf ansiehst, dann würden die meisten Menschen sagen: Herr Mahlodji, Sie sind eigentlich ein Fehler im System“, scherzt Speaker Ali Mahlodji. „ Das habe ich mein halbes Leben lang gehört. Hör nicht auf Menschen, die dir sagen was alles nicht geht. Hör auf die eine Person, die an dich glaubt.“

Die spannende Geschichte von Ali

Ali Mahlodji wurde 1981 im Iran in einer Akademikerfamilie geboren. Im Iran hast du jedoch keine freie Meinung. Weil seine Eltern ein einziges Mal auf der Straße demonstriert haben, mussten sie fliehen. Ali war damals zwei Jahre alt. Mit Hilfe von Amnesty International und der UNO schaffte es seine Familie nach Österreich. In einem Flüchtlingsheim vor den Toren Wiens wuchs er auf.

„Ich war immer ein Fremder in einem fremden Umfeld“, meint er. „In der Schule haben einige Kinder gesagt, dass ich braun bin und einen komischen Namen habe. Ich habe das nicht verstanden. Ich habe mir das ja nicht ausgesucht.“ Am Tag unserer Geburt wissen wir nicht, dass es Unterschiede zwischen uns gibt. Erst später durch die Eingliederung in die Gesellschaft beginnen wir, die Unterschiede zu leben.

Mit 13 Jahren haben sich Alis Eltern getrennt. Sein Vater ist an der Flucht zerbrochen. „Für mich war das ein Schock“, erklärt der Speaker. „Ich habe wochenlang kein Wort mehr sagen können.“ Über zehn Jahre seines Lebens hat er gestottert. Als er erfahren hat, dass es beim Abi mündlichen Prüfungen gibt, hat er Panik bekommen und die Schule abgebrochen.

Bis zum heutigen Tag hatte Ali über 40 Jobs. Schon während der Schulzeit arbeitete er auf Baustellen und als Briefträger. Sein Vater hat immer zu ihm gesagt: „Lass dir nicht von Menschen erzählen, welcher Job der richtige für dich ist. Erst wenn du Jobs probierst, wirst du merken was du kannst und was nicht.“ Sein erster Vollzeitjob nach dem Schulabbruch war Boden putzen in einer Apotheke. Ali war neugierig, hat alles gelernt und immer mehr Aufgaben bekommen. Nach 1,5 Jahren war er im Labor der Apotheke Leiter von elf Personen, der einzige ohne Ausbildung. „Plötzlich hatte ich einen Chef, der an mich glaubt“, strahlt der Speaker. „Das war für mich ein totaler Boost. Ich habe die Abendschule und einen Bachelor of Science gemacht.“ Danach war er Unternehmensberater bei Siemens und anschließend Global Engagement Manager in einem amerikanischen Konzern. Damals haben ihm alle gesagt er hätte es geschafft. „Aber ich war so ein Arschloch“, lacht er. „Es ging nicht mehr darum, etwas gemeinsam zu machen sondern nur noch gegeneinander.“

Nachdem sein Vater mit 53 Jahren verstarb, hatte Ali einen Burnout. Er hat sich dann gefragt, was er aus seinem Leben machen will. Durch einen Freund hat er herausgefunden, dass er als Kind seine Lehrer bewundert hat. „Wenn ein Lehrer es schafft, einem Jugendlichen etwas für die Zukunft mitzugeben, dann hat er das Schicksal einer Person für immer verändert“, findet er. So ist Ali dann Lehrer für Mediendesign in einem Gymnasium in Wien geworden.

Heute ist er Gründer und Führungskraft der Website whatchado, EU-Jugendbotschafter, Autor, Trendforscher beim Zukunftsinstitut im Bereich Arbeit und Bildung und Leiter des Bereichs Bildung in der Akademie für Potenzialentfaltung.

whatchado – eine Website mit Lebensgeschichten

Ab einem gewissen Alter fragt dich jeder, was du später mal machen willst. „Woher soll man das wissen als Kind?“, fragt Mahlodji. „Es gibt auf der Welt 1000 Jobs, 1000 Möglichkeiten. Niemand kennt alle Jobs der Welt. Aber wenn ein Kind keine Ahnung hat, dann gibt es oft Vorwürfe und ein schlechtes Gewissen.“

In der Schule hatten Mahlodji und seine Freunde eine Idee. Sie wollten eine Art Handbuch mit Lebensgeschichten: Warum tun Menschen das was sie tun? Erwachsene haben ihnen erklärt, dass das nicht funktionieren würde. „Als Kinder glaubten wir es“, erzählt der Speaker. „Als ich Lehrer war, bin ich darauf gekommen, dass diese Idee auch jetzt noch für Kinder interessant ist. Für Jugendliche, die bei der Jobsuche nicht wissen, was sie aus ihrem Leben machen sollen.“ Bücher sind heute jedoch für die meisten Kinder langweilig. So ist die Idee entstanden zu der Website whatchado. Eine Website, auf der Menschen in kurzen Videos erzählen, wer sie sind und was sie tun.

„Wir wollten die Welt retten mit diesem Projekt“, grinst Mahlodji. „Mein Ziel mit dieser Plattform war es immer, einem Menschen, der keine Perspektive hat, sehr wohl eine Perspektive zu zeigen.“ Er wollte den Menschen verdeutlichen, dass das Leben keine gerade Linie ist. Es ist ein Zickzackkurs und es gibt die verschiedensten Wege. „Wenn man das Weltbild einer Person, die gerade nicht an sich glaubt, zum positiven dreht, dann haben wir die Welt und die Zukunft dieser Person gerettet“, findet Mahlodji.

Teil 2: Bring dein Potential in die Welt

 

Quelle:  Ali Mahlodji zum Thema Entrepreneurship – NN-ExpertenForum 2018
Bild: Anna Neubauer

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